I dreamed a dream...

Vor einigen Tagen wurde ich gefragt, ob ich in meinem Leben aufgrund meiner Erkrankung Ziele aufgeben musste.

Meine Antwort war: Eigentlich nicht, da ich schon so lange mit meiner Multiplen Sklerose lebe, dass sich meine Ziele, Träume und Wünsche den Umständen angepasst haben.

Nun hab ich den Floh im Ohr und frage mich, ob das eigentlich so stimmt. Hat die Diagnose meine Ziele verändert? Oder gar Träume zerstört?

Zurück zum Anfang:

Meine Diagnose erhielt ich 1998 als Schüler eines Gymnasiums. Ich hatte meine ersten Banderfahrungen gesammelt und war Schüler der Musikschule (klassische Gitarre und E-Bass). 

Ich hatte gerade am Konservatorium einen Platz als außerordentlicher Student für klassische Gitarre ergattert (ich war 15 Jahre alt) - dann der Krankenhausaufenthalt und als Folge hab ich doch keine Karriere als klassischer Gitarrist begonnen (Ob das jetzt so schlimm ist, weiß ich nicht!), sondern mich auf die Bassgitarre konzentriert und mit Schlagzeugunterricht begonnen (ich war der Meinung, da ich feinmotorische Probleme hatte, ich mit einem grobmotorischen Instrument besser dran wäre!). Logisch, oder?

Also hier hatte die Diagnose sehr wohl einen Einfluss auf meinen weiteren Werdegang und den damit verbundenen Zielen, aber ich bin sehr zufrieden mit dem, was aus mir geworden ist und das ist gut so.

Bei der Musterung wurde mir mitgeteilt, dass ich untauglich sei. Meine Pläne mit Gardemusik und Studium in Wien wurden durchkreuzt. Also hab ich ein Jahr zuhause verbracht, viel musiziert und schließlich in Eisenstadt am Konservatorium studiert. Dieses eine intensive Übungsjahr möchte ich nicht vermissen und ich bin sehr zufrieden mit dem, was aus mir geworden ist und das ist gut so.

So betrachtet ist alles gut so, wie es ist. Ich wollte nie auf den Mount Everest, Fallschirmspringen, Marathonlaufen - Halt! Einen Halbmarathon wäre ich schon gerne einmal gelaufen. Als ich gerne laufen ging (mehrmals wöchentlich 6-9 km) kam meine Fußhebeschwäche zum Vorschein. Die Distanz wurde immer kürzer, bis ich 3 km nicht mehr schaffte. Dieses Ziel hab ich aufgegeben.

Ich wollte Downhill fahren. Ich kaufte mir die Ausrüstung (Mountainbike, Helm, Brustpanzer, etc.) und begann im Wald zu üben. Dann, noch im selben Jahr, wurden meine Gleichgewichtsprobleme stärker und ich schaffte es nicht mehr, wenn mein Körper erhitzt war, vom Fahrrad abzusteigen. Aber meine erste Tochter kam zur Welt und mir wurde bewusst, dass es wichtiger ist, gesund nach Hause zu kommen, als einen kurzen Kick am Berg zu erleben. Das Ziel hab ich aufgegeben, aber aus gutem Grund.

Ich habe keine große aktive Bühnenkarriere verfolgt. Ich habe leidenschaftlich gern in der Musikschule unterrichtet und nicht, wie manche behaupten würden, den finanziell sichereren Weg gewählt. Ja auch, aber nicht nur. Dafür spiele ich die Musik, die mir Spaß macht mit den Leuten, die ich gern habe. (Falls sich jetzt jemand fragt, warum ich nicht mit ihm/ihr musiziere, dann liegt das eher daran, dass ich von ihm/ihr noch nicht dazu eingeladen wurde...)

Da ich sehr gerne Lehrer bin, hab ich auch meinen jetzigen Job als AHS-Lehrer dem möglichen Job als Fitnesstrainer vorgezogen. Allerdings war die Entscheidung ein Fernstudium zum Sport- und Fitnesstrainer zu machen meiner Krankheit geschuldet.

Ich habe meine große Liebe im Jahr meiner Diagnose gefunden, zwei wunderbare Töchter, ein Haus mit Garten, einen tollen Job,... Ich habe zur Zeit keine großen Ziele. Ich bin glücklich im Hier und Jetzt. Mein Motto für die Zukunft heißt: Family first! - und dabei ist es wichtig, sich selbst nicht zu vergessen. Ich habe kleine Ziele, an denen ich arbeite, aber wenn die Umsetzung aus irgendeinem Grund nicht funktionieren sollte, bin ich sehr zufrieden mit dem, was ich habe und das ist gut so.

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