Geh ned so behindert!

Nach meinem zweiten Schub hatte ich ein Jahr lang keine Idee wie ich weitermachen sollte. Arzt hatte ich ja keinen, kannte ich keinen und ganz ehrlich: wollte ich keinen.

In diesem Jahr spielte ich Bass in einer Band und einer der Gitarristen war ein Chirurg aus einem Krankenaus in Wien. Natürlich bekam ich in dieser Zeit wieder einen Schub (ähnlich wie mein erster, nur einseitig links). In einer Bandprobe schilderte ich meinem Kollegen die Symptome, er ging telefonieren und kam zurück mit den Worten: Morgen hast du einen Termin beim Oberarzt der neurologischen Abteilung! - so kam ich endlich in Behandlung mit Basistherapie, regelmäßigen Kontrollen etc.
Aus der Band wurde ich kurz darauf "entlassen" (angeblich war ich zu alt, aber nach mir spielte der Freund der Sängerin Bass... no comment).

Es war gegen Schulschluss: Wie jedes Jahr feierten wir Studenten am Konservatorium ein Abschlussfest. - Ich hatte Durst!
Ausgangslage: 2l Colaflasche in der rechten Hand - Trinkbecher in der linken
Gefühl und Kraft rechts - kein Gefühl oder Kontrolle über die benötigte Kraft um etwas zu halten links
1.Versuch:
Ergebnis: meine linke Hand presste den Trinkbecher so zusammen, dass ich nichts einschenken konnte!
Problem besteht weiter: Durst!
Neuer Versuch und Änderung der Versuchsanordnung: Jetzt hielt die rechte Hand den Trinkbecher und die linke griff zur 2l Colaflasche (natürlich schon geöffnet).
Ergebnis: meine rechte Hand hielt den Becher immer noch und die linke Hand presste die Colaflasche zusammen!

Eines Tages holten meine Frau und ich ihre damals, ich glaub, 13jährige Schwester von der Schule ab. Auf dem Heimweg fuhren wir noch in den Supermarkt. Meine Schwägerin sagte zu mir: "Geh ned so behindert!" Meine Frau raunte ihrer Schwester zu: "Er hat einen Schub, er kann nicht anders..."
Ich möchte an dieser Stelle gerne den Autor Dan Brown zitieren, der für solche Momente die treffende Phrase: 'Da viel es ihr wie Schuppen von den Augen!' verwendet. Ihr war es sehr peinlich und sie entschuldigte sich hundert mal, aber ich konnte erstmals aus tiefsten Herzen über die Gesamtsituation lachen...

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