Das Erste Mal...

...im Rollstuhl saß ich im vergangenem Sommer.

Was bisher geschah:
Wir machten einen Familienausflug in den Tiergarten Schönbrunn. Die entsprechende U-Bahn-Station ist, laut GPS Messung, zirka 700 Meter vom Haupteingang entfernt. Meine Gehstrecke zu dieser Zeit beschränkte sich auf etwa 300 Meter. Nun haben, glaube ich, auch die mathematisch weniger Begabten bereits festgestellt, dass das Erreichen des Ausflugziels an sich schon eine gewisse Herausforderung darstellte (allen anderen leihe ich gerne einen Taschenrechner). Aber: Ich habe noch keinen Schritt im Park selber getätigt und war schon ziemlich erledigt!

Zum Glück sind ja einige Tiere, wie Giraffen zum Beispiel, doch groß genug, dass man sie auch von einer Parkbank sitzend beobachten kann.

Den Tagesausgang kann man sich denken - ich hab gut geschlafen, aber auch ein paar Tage gebraucht, um mich wieder zu erholen.

Bei meinem Reha-Aufenthalt im LKH lieh ich mir einen Rollstuhl aus, um mich mit diesem Gefährt vertraut zu machen. Noch am selben Tag machte ich meinen ersten "Sprint" im Freien und lachte wie ein kleines Kind, weil ich mich schon ewig nicht mehr so schnell fortbewegte! Ich bekam einen Rollstuhl verordnet und bestellte auch gleich einen. Außerdem stellte mir die Firma ein Testmodell für die restliche Aufenthaltszeit in der Anstalt zur Verfügung.

Am Wochenende, an dem meine Tochter ihren dritten Geburtstag hatte, durfte ich den Rollstuhl mit nach Hause nehmen, um zu testen, ob er ins Auto passt, etc. Meine Tochter bekam ein Fahrrad geschenkt - wir machten unser erstes Wettrennen! - Ich hab bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal daran gedacht, dass so etwas Banales wie ein Wettrennen überhaupt möglich ist, aber die Freude darüber war unbeschreiblich!

Ein paar Tage später machten wir mit ein paar Freunden einen Ausflug in den Wiener Prater. Ich fragte bei der Firma nach, ob ich mir den Rollstuhl ausleihen dürfte, um unter reellen Bedingungen zu testen, wie ich bei Ausflügen mit dem Rollstuhl zurechtkomme. Fazit: Der Prater ist nicht unbedingt das, was man sich unter barrierefrei vorstellt (z.B. Kopfsteinpflaster).

Und ich hatte auch einen spannenden Moment beim Bankomaten:
1) Ich musste anstehen (also in meinem Fall hatte ich meinen Sessel dabei und konnte sitzen).
2) Der Bankomat war so hoch montiert, dass ich ihn mit meinen Händen zwar erreichte, aber auf dem        Bildschirm nichts lesen konnte (außerdem schien die Sonne in einem ungünstigen Winkel darauf)
3) Hinter mir wuchs die Warteschlange.
4) Man bot mir Hilfe an und ich nahm dankend an!

In meinem Kopf geistern seither Bilder davon herum, was geschehen wäre, wenn ich mich aus dem Rollstuhl erhoben, den Bankomaten bedient und mich wieder hingesetzt hätte!?!

Am Nächsten Tag wären in den Printmedien folgende Schlagzeilen zu lesen gewesen:
Das Wunder von Wien
Er kann wieder gehen!
Geldautomat lässt Rollstuhlfahrer aufstehen
oder:
Fauler Sack braucht eigentlich keinen Rollstuhl

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